Gertrud Schmidt ist am 10. Dezember 2023 im Alter von 88 Jahren friedlich eingeschlafen. Ebhausen hat ihr viel zu verdanken, sie hat einiges auf den Weg gebracht, das heute noch Bestand hat. Ihr Wirken soll daher nachfolgend gewürdigt werden.
Kindheit und Jugend von Gertrud Schmidt
Sie kam 1935 in Berlin – Wilmersdorf auf die Welt, ihre Kindheit verbrachte sie in Bayreuth. Im Alter von zehn Jahren zog sie mit ihrer Mutter nach Ebhausen, welches sie schon aus Ferienaufenthalten kannte. Der Vater kam nach seiner Internierung 1946 ebenfalls nach Ebhausen. Im elterlichen Haus der Mutter wuchs sie mit zwei Tanten auf, besuchte das Gymnasium in Nagold und studierte später Lehramt an Volksschulen.
1953 wurde das Haus in der Steighalde bezogen, es war bis zuletzt die Heimstätte von Gertrud Schmidt.
Ihre Sammelleidenschaft trägt Früchte
Gertrud Schmidt war eine leidenschaftliche Sammlerin. Durch die berufliche Tätigkeit ihres Vaters Dr. Heinz Schmidt als Heimatforscher war ihr Interesse an Geschichte, Kulturgeschichte, Volkskunde und vielen anderen Wissensgebieten früh geweckt worden.
Als sie Anfang der 1990er Jahre von Bürgermeister Hermann Maier gefragt wurde, ob sie eine Heimatstube aufbauen wollte, war das der Startschuss für eine Lebensaufgabe, die sie mit großem Engagement und enorm viel Zeitaufwand bewältigte.
Das Wöllhauser Jubiläum 1995 war der Anlass für die erste Ausstellung
Im Rathaus baute Gertrud Schmidt eine Ausstellung von alten Ansichtskarten von Ebhausen und alten Gegenständen des Alltagslebens auf. Dieser Ausstellung folgten zahlreiche Wechselausstellungen im Laufe der Jahre zu verschiedenen Themen. Die letzte Wechselausstellung war „ Veränderte Lebensstationen 1933 – 1949, welche die Lebenswirklichkeit im damaligen dritten Reich darstellte. Heute gibt es diese Heimatstube nicht mehr, da das Rathaus Eigenbedarf hatte.
Im alten Schulhaus gibt es eine Dauerausstellung zur Wohnkultur anno dazumal
In diese Ausstellung hat Gertrud Schmidt unglaublich viel Mühe und Sachverstand investiert. Sie zeigt eine alte Küche, einen Esstisch mit altem Geschirr, ein Wohnzimmer von damals und eine Schlafstätte mit allem, was damals dazugehörte. Die unzähligen Gegenstände bekam sie von Häusern, die entrümpelt wurden, vom Sperrmüll, von der Mülldeponie, welche sie regelmäßig durchsuchte und sehr häufig fündig wurde. Auch aus Häusern, die abgerissen wurden, holte sie so manchen Schatz.
Alte Gegenstände sind in der Regel reparaturbedürftig
Das Sammeln war das eine, die Reparatur der Gegenstände das andere. Hier hat Gertrud Schmidt ganze Arbeit geleistet: Möbel ablaugen, abschleifen, anstreichen, Loch für Loch Holzwurmgift spritzen, Rost entfernen, Bekleidung waschen und so weiter. Wichtig war es ihr, eine Liste zu führen, woher die Gegenstände kamen und wer die Geber waren.
Das Archiv im Rathaus ist gut gefüllt
Vieles, was nicht in einer Ausstellung untergebracht werden konnte, landete im Archiv im Dachgeschoss des alten Rathauses. Unglaublich, was dort alles zu sehen ist. Dankenswerter Weise hat Peter Eisele zusammen mit Gertrud Schmidt die meisten Gegenstände fotografiert und ihre Bedeutung festgehalten. So können auch die „Nachgeborenen“ noch erfahren, wozu diese Gegenstände gebraucht wurden.
Die Arbeit von Gertrud Schmidt ist hoch zu würdigen und wertzuschätzen. Sie hat mit ihrer Sammelleidenschaft enorm viel für Ebhausen geschaffen.