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Das Backhaus
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Das Backhäusle in Wöllhausen entstand ca. zwei Jahre nach dem Einbau der Backöfen im alten Rathaus, also um 1870.
Beide Backhäuser sind Gemeindeeigentum.
Möglicherweise geht die Errichtung beider Backhäuser auf nachfolgenden Erlass zurück:
Auszüge aus dem Erlass des K. Ministeriums des Innern an die K. Kreis-Regierungen, betreffend die Einführung von Gemeindebacköfen vom 18. Mai 1835:
„Die unverkennbaren Vorteile, welche die Errichtung und Benützung öffentlicher Backöfen sowohl in Beziehung auf größere Feuersicherheit, als in Beziehung auf Holzersparnis, geringeren Bauaufwand und Gewinnung von Raum darbietet, haben die schon in der Landesfeuerordnung von 1752 enthaltene Aufforderung an die Kommunen, auf die Errichtung von öffentlichen Backhäusern..., dass in allen Orten, wo dergleichen Kommune-Backöfen noch nicht bestehen, dieselben innerhalb eines Jahres zur Ausführung gebracht werden sollen. ...., so ist doch durch mehrere neuerliche Vorgänge, in welchen einzelne Gemeinden freiwillig sich entschlossen haben, dergleichen öffentliche Anstalten bei sich einzuführen, die Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit derselben so unzweifelhaft herausgestellt worden, dass die Behörden sich dringend aufgefordert finden müssen, wenigstens da, wo jene Hindernisse nicht eintreten, sondern bloßes Vorurteil dem Vollzuge des Gesetzes bisher im Wege stand, allen ihren Einfluss anzuwenden, um dem Besseren Eingang zu verschaffen...“
Backhäusle rechts, links das spätere Haushaltsgeschäft Dengler in einer Zeichnung von Karl Schöttle
Backhäusle und Backstube wurden jahrzehntelang rege von den Hausfrauen genutzt. Gebacken wurde der Bedarf an Schwarzbrot, dazu Weißbrot, Zwiebelkuchen, Hefezopf, Apfel- und Zwetschgen“stegleng“ sowie in der Adventszeit die „Christtagsbredle“ und kurz vor Weihnachten und Silvester die Christtags- und Neujahrsbrezeln. Wenn der Ofen leer war, nutzte man die Restwärme zum Dörren von Zwetschgen und Birnen, den „Schnitz“, die dem Schnitzbrot seinen Namen gaben.
Im Wandel der Zeiten gab es immer weniger Familien, in denen das Brot selbst gebacken wurde, und so blieben die Backöfen im Backhäusle und in der Backstube immer öfter kalt, notwendige Renovierungsarbeiten wurden nicht mehr ausgeführt.
Dies führte dazu, dass sich die „Aktionsgemeinschaft zur Erhaltung der Tradition BACKHAUS“ gründete. Initiatoren und federführend dabei waren Horst Held, Hermann Rauser und Kurt Schmid.
Im Dezember 1980 erfolgte die Auszeichnung vom Land Baden-Württemberg für „Vorbildliche kommunale Bürgeraktion“, Preis: 2.000 DM!
Vom Backhaus und Ziegelbrunnen aus geht der Blick in Richtung Raiffeisenbank (dunkles Gebäude)
Weitere Aktionen damals:
Flohmärkte, Backkurse mit Abschlussdiplom
ZIEGELWEG / ZIEGELBRUNNEN
Der Ziegelweg und Ziegelbrunnen halten die Erinnerung wach an eine Ziegelhütte, die früher einmal etwa dem Bereich des ehemaligen Bahnhofsgeländes entsprach. Diese Ziegelhütte wird in der Oberamtsbeschreibung Nagold von 1862 mehrmals als bedeutender Gewerbebetrieb genannt.
Der Brunnen, der sich auf dem Gelände der einstigen Ziegelhütte befand, war wegen seines besonders erfrischenden Wassers beliebt.
Dies schätzte auch einst der Waldhornwirt, der dort ein abgeschlossenes Bassin betrieb, um Fische fangfrisch auf den Teller bringen zu können.
Zeichnung von Karl Schöttle: Der Ziegelbrunnen in einer späteren Darstellung, im Hintergrund das Bahnhofgelände
Der Ziegelbrunnen heute, dahinter das Backhaus
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Quellenangaben
Ortschronik Ebhausen: Prof. Dr. Konrad Dussel, Ebhausen- Geschichte und Gegenwart der Nagoldtal- Gemeinde
FORUM Ebhausen (Hellwig, Eisele), Das Dorf und der Flecken
Maria Noack, Mein Heimatort Ebhausen
Karl Schöttle, Zeichnung
Fotos
Archiv FORUM Ebhausen