Folge 1 - Folge 1 Das Kriegsende naht
Quelle: Bericht von Rösle Rothfuss (geb. 1890, gest. 1963), sie lebte in Ebershardt und hat diese „schwere Zeit“ im Mai 1945 in einem langen Bericht festgehalten. Er wurde uns dankenswerter Weise von Helga Senst übergeben.
Vorbemerkung
Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Knapp 60 Millionen Menschen verloren während des sechs Jahre dauernden Krieges ihr Leben. Das Ende nahte im April 1945.
Zwangsarbeiter
Im nationalsozialistischen deutschen Reich und in den von der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten wurden mehr als zwanzig Millionen Menschen der Zwangsarbeit unterworfen. Sie wurden nach Deutschland deportiert und mussten in der Rüstung, in der Landwirtschaft, im Handwerk oder in Privathaushalten arbeiten.
Der Volkssturm wird aufgestellt
Nachdem an der Westfront am 12. September 1944 amerikanische Verbände erstmals die deutsche Reichsgrenze bei Aachen überschritten hatten und weiter vorzustoßen drohten, wurde der Volkssturm im September 1944 aufgestellt. Er wurde aus waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren außerhalb der Wehrpflicht gebildet, um den „Heimatboden“ des Deutschen Reiches zu verteidigen, aber er hatte so gut wie keine Waffen. Viele von ihnen wurden erschossen oder kamen in Gefangenschaft. So auch der fünfzehnjährige Christian Holzäpfel, der mit anderen Ebhäusern einige Jahre in französischer Gefangenschaft verbringen musste.
Städte werden bombardiert
Wildberg: 22. Februar 1945 Bomber verfehlten ihr eigentliches Ziel, den Wildberger Bahnhof und trafen den Stadtkern. 53 Menschen starben.
Pforzheim: Am 23. Februar 1945 wurde die Stadt durch einen britischen Bombenangriff in Trümmer gelegt, ein Drittel der Bevölkerung kam ums Leben, mindestens 17.600 Menschen starben.
Das Ziel war Stuttgart
Ende März 1945 überschritten Amerikaner und Franzosen den Rhein und drangen Richtung Schwarzwald vor. Sie hatten ein gemeinsames Ziel: Stuttgart. Dort wollten sie das 64. deutsche Armeekorps einschließen und vernichten. Das französische Armeekorps war mit marokkanischen Truppen verstärkt. Diese wurden oft vorausgeschickt, sie waren wegen ihren Plünderungen und Vergewaltigungen gefürchtet.
Deutsche Truppen flohen vor dem Feind und suchten in den Dörfern nach Quartier.
In Ebershardt machten deutsche Soldaten auf der Flucht Quartier
Rösle Rothfuss schreibt: „Es war Freitag, der 13. April, deutsche Truppen kommen und machten Quartier. Wir bekamen einen Leutnant und Oberleutnant mit Bursche, es war schon nachts um halb zwölf. Wir haben noch gebacken, um drei Uhr morgens haben wir das Brot aus dem Ofen gezogen und da war noch alles voller deutscher Landser.
„Der Samstag, der 14. April war angebrochen. Bei Weiks war die Feldküche, immer mehr deutsche Soldaten, die Essen holten für die Kompanien, die im Wald lagen.
Alles ließ darauf schließen, dass der Gegner ihnen auf den Fersen folgte. Die bange, tiefernste Frage war, was wird aus unserem Dorf werden, wenn die Truppen hier bleiben und sich verteidigen, diese Frage bewegte alle Gemüter. Wird es in Schutt und Asche gelegt oder ziehen sie in letzter Stunde noch ab? Die Parteilumpen gingen, denn die wussten, dass ihr Stündlein geschlagen hatte.
Die Tiefflieger hatten bald die Truppen entdeckt und beschossen uns mit ihren Bordwaffen. Sie haben viele Löcher in Dächer und Wände geschossen, zum Arbeiten war niemand mehr fähig“.
Folge 2 - April 1945 – In Ebershardt marschieren die Franzosen ein
Quelle: Bericht von Rösle Rothfuss (geb. 1890, gest. 1963), sie lebte in Ebershardt und hat diese „schwere Zeit“ im Mai 1945 in einem langen Bericht festgehalten. Er wurde uns dankenswerter Weise von Helga Senst übergeben.
Am 16. April vor 80 Jahren sind die Franzosen und eine marokkanische Truppe in Ebhausen, Wenden und Ebershardt einmarschiert.
Über Rotfelden haben wir leider keine Informationen.
Der Volkssturm muss nach Altensteig
Am Sonntag, den 15. April muss der Vater von Rösle Rothfuss beim Volkssturm in Altensteig einrücken. Sie packt ihm noch den Rucksack. „Der Feind vor der Tür und alle Männer bis zu 60 Jahren fort. Das ganze Haus voller Soldaten. Gegen fünf Uhr wurde es auch bewegt in unseren Landsern, der Feind kam näher, sie machten zum Teil Anstalt zum Aufbrechen.“ ...“Auch die Zeit zum Abmarsch des Volkssturms kam, der Vater gab noch die letzten Ratschläge und Ermahnungen. Die Soldaten, die noch da waren, deuteten an den Kopf, sie waren ja machtlos, was sollte der Volkssturm ohne Ausbildung und fast ohne Waffen“...Gegen zwei Uhr nachts kam der Vater zurück, sie waren alle einig, dass es Blödsinn ist, den Volkssturm noch ohne Waffen dem Feind entgegen zu stellen.
16. April - die Marokkaner kommen
„Der 16. April war angebrochen, schon seit 14 Tagen werden alle wertvollen Sachen im Haus, Garten und Feld vergraben. Man musste natürlich auch damit rechnen, dass die Häuser abbrennen...Sie kommen hieß es…Überall schießt es, nur ab in den Keller. Die deutschen Soldaten, die noch da waren, rannten über die Gartenzäune, die Marokkaner schossen hinter ihnen her. Im Keller hörte man Gelächter und Geschrei, Panzer fuhren vorbei“.
Der Vater versteckte sich in der Kellerdohle im Dreck, die Tochter und zwei Frauen aus Karlsruhe mit drei Kindern suchten hinter der Kartoffelhurte Schutz.
Ein Marokkaner kam in den Keller und suchte nach Soldaten, aber zum Glück entdeckten sie keinen. „Nun ging es an ein Aufbrechen der Koffer, der Marokkaner suchte nur Geld und Wertsachen. Zuerst schüttete er den gepackten Rucksack des Vaters auf den Kellerboden, alles war nicht gut genug, keine Bratwürste, Eier, Äpfel, Brötchen. Den Rasierapparat nahm er auch noch mit. Nun wollte er eine Armbanduhr, aber wir hatten nichts mehr. Er suchte nochmals alles durch, unsere schönen Sachen lagen wie ein Misthaufen im Keller“.
Panzer belagern Ebershardt
„In der ganzen Zeit stand ein Panzer und ein Auto vor unserem Haus, wir hörten, wie sie ins Haus gingen und holten Sachen heraus und luden auf.“...“Die Nachtruhe suchten wir alle im Kellerhaus. Wir haben ja nicht geschlafen, sondern immer wieder Panzer gehört und gehorcht, was los ist. Das Schlimmste war, dass unten in der Reute Panzer waren, die schossen so furchtbar. Als die Leute vom Keller heraufkamen, hieß es, dass dem Wagner Theurer sein Haus brennt. Ich bin auch noch mit Wasser hingelaufen, aber es war alles schon abgebrannt“.
„Abends, bevor wir aufs Heu gingen, sah man ein schauriges Flammenmeer, wir dachten, Nagold hätte Widerstand geleistet, aber nach einigen Tagen erfuhren wir, dass es Oberjettingen war“.
„Es ist nicht zum Niederschreiben, wie viel Not über all die Dörfer und Städte der Krieg gebracht hat. Im Dorf waren noch deutsche Soldaten, die nicht fliehen konnten, sie mussten alle in französische Gefangenschaft“.
Folge 3 - April 1945 – Die Franzosen marschieren in Ebhausen ein
Quellen: Bericht von Helga Senst (geb. Gauss), Wie ich mit 8 Jahren den Einmarsch in Ebhausen am 16. April 1945 erlebte
Deutsche Soldaten auf der Flucht vor dem Feind
„Kurz vor dem Einmarsch kamen viele deutsche Soldaten zu Fuß die Steig herunter. Sie waren erschöpft, müde und matt. Man gab ihnen Wasser zu trinken. Nane K. holte ihren Schnaps und teilte ihn den Soldaten aus. Die ersten Soldaten gingen schon den Stuhlberg hoch und immer kamen noch Soldaten die Steig herunter. Sie sagten: "Der Feind kommt gleich!"
Der 16.April 1945
„Dann mussten wir am 16. April 1945 in den Keller gehen. Zu uns kamen Hebamme Kummer mit Enkel Peterle, Nachbar Karle und wir drei: Mutter, Bruder und ich. Die Haustür durfte man nicht schließen. Wir saßen auf Sprudelkisten. Die untere Tür stand offen. Plötzlich hörte man einen Schuss - der Feind ist da! Wir hören Panzer rollen, Auto fahren. Es wurde unheimlich, die Angst stieg. Alle horchten und es wurde laut.
Adolf Roth, ein kranker Mann, musste mit einem weißen Leintuch vors Dorf Richtung Altensteig gehen. Als Zeichen, dass kein Widerstand geleistet wurde.
Den Keller konnten wir wieder verlassen und uns im Haus, besonders vor dem Haus aufhalten“.
Die Marokkaner sind da
„Jetzt kamen schon die Marokkaner mit Gewehren, gingen ins Haus, schauten in alle Zimmer, gingen auf die Bühne und in den Keller.
Vor dem Haus stand eine Holzbank, wo wir uns setzen konnten. Man hatte Angst. Laufend kamen die Marokkaner und durchsuchten die Wohnungen. Am Abend saßen wir in der Stube zusammen mit drei weiteren Familien aus der Nachbarschaft.
„Spät in der Dunkelheit sagten die Frauen: "Sie kommen!" Alle hatten Angst. Der erste Marokkaner kam zur Tür herein. Meine Mutter ging ans Fenster, machte es auf und schrie so laut sie konnte: " France, Hilfe, France, Hilfe!" Da verließen die Marokkaner das Haus und Mutter zählte acht Marokkaner, die am Haus entlang zurückgingen. Jetzt war für diese Nacht Ruhe bei uns. Wir Kinder durften ins Bett, die Erwachsenen saßen auf den Stühlen in der Stube.
In der unteren Wohnung von Tante Madele wurde alles zerstört. Schubladen und Gegenstände rausgezogen und auf den Boden geworfen. Man sagt geplündert, was nur geplündert heißt. Im Keller wurden die eingelegten Eier alle auf den Boden geworfen, Einmach-Gläser aufgemacht und auf den Boden geschüttet und...Zuletzt war unten schon ein Feuer. Es rauchte zum Kellerfenster heraus. Alles war schrecklich. Da dachte unsere Mutter nur noch an Familie Brandt, die französisch sprach. Sie wohnten in der Baracke vom Schickhardt. Schnell schickte meine Mutter meinen Bruder zur Baracke. Während mein Bruder unterwegs war, waren Herr und Frau Brandt schon unterwegs zu uns. Sie dachten: "Wir müssen mal nach den Gaussens sehen". Herr Brandt sprach mit den Marokkanern und Franzosen und sofort wurde das Feuer gelöscht. Familie Brandt war unsere Rettung.
Anmerkung: Familie Brandt aus dem Elsaß
„Weil Herr Brandt nicht Soldat werden wollte, mussten er, seine Frau, zwei Töchter und ein Sohn innerhalb von 24 Stunden ihr Dorf verlassen. So kam die Familie am 17. Juli 1944 nach Ebhausen in die Baracke von Schickhardt. In der Weberei mussten alle fünf arbeiten. In der Baracke wohnten Russen, Polen und Franzosen. Jede Familie hatte nur zwei Zimmer. Im Herbst bekam mein Vater den „Stellungsbefehl“ und musste als Soldat einrücken. Vorher musste er noch Herrn Brandt auf seinem Webstuhl einlernen. Es entstand eine „geheime Freundschaft“, die noch Jahre danach anhielt.“ (Helga Senst geb. Gauss)
Folge 4 - April 1945 – Die Franzosen marschieren in Wenden ein
Quelle: Artikel im Schwarzwälder Boten vom 23. April 2005 von Sebastian Bernklau, „Drei Worte haben ihr das Leben gerettet“.
Vor (heute) 80 Jahren überlebte Maria Stockinger den Angriff der französischen Truppen auf Wenden nur mit viel Glück.“ Der Artikel wird nachstehend wiedergegeben.
Der Krieg kommt in Wenden an
„Zwei Jahre lang hat die junge 17–jährige Polin Genowefa als Zwangsarbeiterin auf dem Hof der Stockingers in Wenden gearbeitet, als sich Mitte April 1945 das Kriegsgeschehen auf das kleine Dorf zubewegt. Die damals 90-jährige Maria Stockinger erinnert sich 2005 genau, wie Einwohner und auch sie selbst Teile ihrer Lebensmittel in Sicherheit brachten. „Kartoffeln und Wurstdosen haben wir einfach im Acker vergraben“, erzählt die Wendenerin. Alles läuft relativ ruhig ab. Was sollen die Kriegsparteien auch mit dem kleinen Wenden anfangen, denken sich viele. Doch die Ruhe hat schnell ein Ende. Eine Feldküche der deutschen Wehrmacht lässt sich im Ort nieder. Es ist Sonntag, der 15. April, an dem sich die Situation zuspitzt. Von überall her hört Maria Stockinger Explosionen. Jagdbomber beherrschen den Himmel über Wenden, ein paar Volkssturm- Soldaten verlassen das Dorf, um sich den Franzosen entgegenzustellen, kehren aber am Abend wieder unverrichteter Dinge zurück. Doch all das ist nur das Vorspiel zu einem kleinen Inferno“.
16. April 1945 in Wenden
„Am folgenden Tag schlägt das Deutsche Rote Kreuz einen Verbandsplatz im Ort auf. Am späten Vormittag dann hört Maria Stockinger plötzlich verschärftes Maschinengewehr-Feuer. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß ist, dass drei französische Infanteristen auf dem Weg in den Ort waren, um zu klären, ob der der Ort kampflos übergeben werden könnte. Doch in unmittelbarer Nähe zum Haus der Familie Stockinger trifft einen der drei Soldaten eine Salve aus einem deutschen Maschinengewehr und verletzt ihn schwer.
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Plötzlich stürzt ein verwundeter deutscher Soldat ins Stockinger-Haus, verliert kein Wort und verkriecht sich im Keller hinter ein paar Fässern. Die drei Arbeiter der Familie, ein Ukrainer, ein Holländer und die junge Polin reagieren schnell. Die beiden Männer packen die fünf und zweieinhalbjährigen Söhne von Maria Stockinger und fliehen mit der Polin und Maria ebenfalls in den Keller“.
Ein deutscher Soldat schießt auf die Franzosen - Wenden wird beschossen
„Währenddessen reagieren die Franzosen unerbittlich auf den Beschuss ihrer Soldaten. Mehrere Panzer feuern aus Richtung Wart kommend eine halbe Stunde lang auf das Dorf, - unter anderem auch mit Phosphorgranaten. Gut ein Drittel der Häuser des Orts werden beschädigt oder gehen in Flammen auf. Aus Mangel an Wasser versuchen die Dorfbewohner mit den Resten aus den Güllegruben die Feuer zu löschen. Vergeblich. Noch Tage danach brennen einige Häuser. Doch wie durch ein Wunder kommt kein Wendener beim eigentlichen Beschuss zu Schaden. Alle haben nach einem ausgeklügelten Plan Zuflucht in den Kellern gesucht.
Im Keller von Maria spitzt sich die Lage zu. Es tauchen französische Soldaten im Haus auf, auf der Suche nach dem deutschen Soldaten. Sie finden die Arbeiter, die Kinder und Maria Stockinger im Keller, fragen nach dem Soldaten, doch die junge Polin sagt nur „Nix deutscher Soldat!“ und damit geben sich die Franzosen zufrieden. Maria Stockinger weiß: “Hätten sie den Soldaten gefunden, wären wir alle erschossen worden.“
Denn der verwundete französische Soldat, der in Stockingers Hausflur noch notdürftig versorgt wurde, ist auf dem Weg ins Lazarett gestorben“.
Der deutsche Soldat flieht
„Der Soldat entledigt sich aller Dinge, die ihn als Wehrmachtsangehörigen erkennbar machen, er flieht in Zivilkleidung. Doch die Angst bleibt. Die Uniform samt Gewehr verschwindet in der Güllegrube.
Jetzt vergeht die Angst. Die Franzosen halten sich nicht lange mit dem zum Teil zerstörten und brennenden Wenden auf, plündern nur wenig und geben die Suche nach dem Soldaten auf. Noch am Abend des gleichen Tages rollen die Panzer in Richtung Nagold.
Maria Stockinger und ihre Kinder leben. Und sie weiß, wem sie es zu verdanken hat.
Anfang der 90er Jahre kommt ein Brief von Genowefa, Maria Stockinger besucht ihre Retterin, eine Freundschaft, der die Zeiten von Krieg und räumlicher Trennung nichts anhaben konnte.“
Folge 5 - Das Ende des Krieges und die Folgen
Quelle: Maria Noack, Mein Heimatort Ebhausen,
Vorbemerkung: Im Frühjahr 1945 ging der zweite Weltkrieg zu Ende, am 05. Mai 1945 war die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Es gibt nicht mehr viele Zeitzeugen, welche diese Jahre erlebt haben. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung daran auch als Mahnung an die heutige Generation wachzuhalten.
Maria Noack hat in ihrem Heimatbuch einen enormen Schatz an Wissen über Ebhausen zusammengetragen. Die gekennzeichneten Zitate stammen aus diesem Buch.
Ebhausen blieb verschont, Wenden dagegen wurde ein Raub der Flammen
„Unser Altensteigerle wurde am 14. April am Ortseingang bei der Fa. Schickhardt von Tieffliegern beschossen". Dabei gab es zwei Tote, ein Mann aus Egenhausen und eine Frau aus Untertürkheim.
„Ansonsten gingen in den letzten Tagen nur einige Ziegel durch Tieffliegerbeschuss zu Bruch“.
Ausgangssperre
„Die sofortige Ausgangssperre von zwanzig Uhr abends bis sechs Uhr in der Frühe und die Ablieferung aller Waffen war die erste Anordnung der französischen Besatzungsmacht. Vergewaltigungen, Plünderungen, Festnahmen einiger männlicher Personen und deren kurzfristige Festsetzung im örtlichen Arrest, Einrichtung einer Kommandantur im Rathaus und einer Wache in der Backstube folgten. Bürgermeister und Angestellte durften das Rathaus zwei Wochen lang nicht betreten, mussten aber alle möglichen Lebensmittel organisieren. Danach war zwar die Schreibmaschine weg, aber nur wenige Akten fehlten oder waren zerrissen".
Das Verlassen der französischen Zone war verboten
Ebhausen gehörte zur französischen Zone, Oberjettingen zur amerikanischen Zone. „Das Verlassen der französisch besetzten Zone blieb verboten. Der Schlagbaum zur amerikanisch besetzten Zone befand sich zwischen Nagold und Oberjettingen bei der "Waldlust". Im Notfall wurde er jedoch umgangen. Nach der Kapitulation am achten Mai durfte nicht mehr geplündert werden und requiriert (beschlagnahmt) auch nur noch mit schriftlicher Anweisung der französischen Kreisverwaltung".
Die Bevölkerung muss für die Bekleidung der Besatzer sorgen
„Jeder Haushalt war aufgefordert, einen Satz kompletter Kleidung für einen Mann abzuliefern, außerdem Bettwäsche. Dabei war für die zurückkehrenden Soldaten oft kaum mehr Zivilkleidung vorhanden".
Die Demontage beginnt
„Es begann die Demontage von hochwertigen Maschinen in Industrie- und größeren Handwerksbetrieben. In der Kaltenau wurde ein großes Waldstück mit schönstem Hochwaldbestand abgeholzt. Sägewerke waren beschlagnahmt, um die Stämme gleich zu bearbeiten und Handwerker dazu dienstverpflichtet.".
Lebensmittel werden noch knapper
„Die Lebensmittelversorgung gestaltete sich nach dem Zusammenbruch noch schwieriger, was besonders die Städte betraf. Auf dem Lande konnte man sich doch meistens noch satt essen, wenn auch nicht immer auf den Tisch kam, was dem Gaumen schmeckte. In dieser Zeit lernten wir Schwaben die Kartoffel nicht nur in Form von Salat zu schätzen. Der Schwarz- und Tauschhandel blühte. Trotz Lebensmittelknappheit sind relativ wenige Felddiebstähle zu verzeichnen".
Schülerspeisung
„Ein Segen für die heranwachsende Jugend, die besonders unter der Lebensmittelknappheit zu leiden hatte, war die Einführung der Schulspeisung. In der Hauptpause gab es eine Tasse Suppe oder Kakao und man höre und staune, samstags ein schmales, dünnes Täfele Schokolade der Fa. Haller".