Folge 1 - Rauh- Nächte und Lostage
Beim Café Forum am 12. Januar wurde über die Rauhnächte gesprochen. Dabei stellte sich heraus, dass diese Tage zwischen den Jahren in Ebhausen Lostage genannt werden und sie mit einem besonderen Brauch verbunden sind.
Daher soll bei passenden Themen in unregelmäßiger Folge über Brauchtum und Traditionen in Ebhausen berichtet werden – auch im Hinblick auf das Dorfjubiläum 2025.
Was sind Rauhnächte?
Bei der Frage nach dem Ursprung dieser besonderen Nächte scheiden sich die Geister. Eine These ist folgende: Als vor etwa 500 Jahren der Kalender vom Mondjahr auf das Sonnenjahr umgestellt wurde – das war der Vorläufer des heutigen gregorianischen Kalenders, fehlten elf Tage. Der Mondkalender zählte 354 Tage, der Sonnenkalender 365 Tage. Zwölf Tage und zwölf Nächte blieben beim Wechsel übrig, und so bekamen diese eine besondere Rolle zugesprochen.
Woher kommt der Name Rauhnächte?
Die Rauhnächte beginnen am 25. Dezember und dauern bis zum 6. Januar. Diese zwölf Nächte haben im Volksmund unterschiedliche Namen, in Ebhausen heißen sie Lostage.
Ebenso schleierhaft bleibt der Ursprung des Namens. Eine Vermutung ist, dass es sich vom katholischen Ausräuchern abgeleitet hat, was den ebenfalls geläufigen Namen der „Rauchnächte“ erklären würde.
Wo werden die Rauhnächte gefeiert?
Vielerorts wird im Bayerischen Wald „zwischen den Jahren“ das Brauchtum der Rauhnächte gepflegt. Hexen- und Perchtengestalten wie Rauhwuggerl, Hobangoaß und andere Schreckgestalten tanzen dann mit ihren handgeschnitzten Masken als Schreckgestalten wild um Feuer und durch die Straßen.
Die Grauzone zwischen Aberglauben und Brauchtum
Die Rauhnächte bzw. Lostage galten in längst vergangenen Zeiten als besondere Zeit. Manche Familien bitten um Schutz und Segen für Familie, Haus und Hof. Viele Familien räuchern vor allem in den drei Nächten Weihnachten, Silvester und fünfter Januar. Sie gehen mit einer Räucherschale durch das Haus und „reinigen“ dadurch die Wohnung von bösen Geistern. Es wäre interessant zu wissen, ob das Brauchtum in katholischen Gegenden anders ist als in evangelischen Gebieten.
Was man nicht tun soll in den Tagen zwischen den Jahren – Aberglaube rechtfertig „Faulenzen“ zwischen den Jahren
Während der zwölf Tage war es besonders wichtig, alles in der Wohnung und den Körper sauber zu halten. So durfte keine Wäsche gewaschen oder aufgehängt werden, man sollte nicht verreisen, nicht backen, nicht schwer arbeiten und keinesfalls fegen.
Die Menschen verließen in dieser Zeit möglichst nicht das Haus, dem Gesinde war es nicht erlaubt, draußen zu arbeiten.
Folge 2 - Lostage (Schluss)
Beim Café Forum am 12. Januar wurde über die Rauhnächte gesprochen. Dabei stellte sich heraus, dass diese Nächte zwischen den Jahren in Ebhausen Lostage genannt werden und sie mit einem besonderen Brauch verbunden sind.
Daher soll bei passenden Themen in unregelmäßiger Folge über Brauchtum und Traditionen in Ebhausen berichtet werden – auch im Hinblick auf das Dorfjubiläum 2025.
Blick in die Zukunft - Lostage sagen das Wetter voraus
Die 12 Tage sollen das gesamte kommende Jahr in sich bergen - jeder Tag steht für einen Monat des neuen Jahres. Ein altes Ritual ist zum Beispiel das Beobachten des Wetters. Dieses Ritual wurde in Ebhausen früher von einigen Bewohnern gepflegt, vor allem für die Bauern war es von Bedeutung.
Eine Besucherin des Café Forums hat das Wetter zwischen den Jahren beobachtet und uns ihre Aufschriebe zur Verfügung gestellt. „Morgens“ gilt für die erste Monatshälfte, „mittags“ gilt für die zweite Monatshälfte.
Viel Spaß beim Beobachten!
Lostage für das Jahr 2024
- Das Wetter am...
- ... mit Vorhersage für den Monat...
- 25.12.2023 für Januar 2024
- morgens: trocken, sehr windig, mittags: trocken, weniger windig, mild
- 26.12.2023 für Februar 2024
- morgens: trocken, trüb, windig, mittags: teilweise sonnig
- 27.03.2023 für März 2024
- morgens: neblig, dann sonnig, mittags: sonnig
- 28.12.2023 für April 2024
- morgens: trübes Wetter, trocken, mittags: Nieselregen, abends: Regen bis in die Nacht
- 29.12.2023 für Mai 2024
- morgens: leichter Regen um die Mittagszeit Sonne, mittags: Sonne
- 30.12.2023 für Juni 2024
- morgens: leicht bewölkt, trocken, mittags: sonnig/ bewölkt, bewölkt
- 31.12.2023 für Juli 2024
- morgens: trocken, bewölkt, mittags: Regen, nachmittags: bewölkt, trocken
- 01.01.2024 für August 2024
- morgens: leichter Regen, später bewölkt, mittags: trocken, bewölkt
- 02.01.2024 für September 2024
- morgens: Regen, mittags: Regen
- 03.01.2024 für Oktober 2024
- morgens: bewölkt, Schauer, mittags: bewölkt, Schauer, teilweise Sonne
- 04.01.2024 für November 2024
- morgens: Regen, später trocken, bewölkt, mittags: bewölkt, teilweise Sonne
- 05.01.2024 für Dezember 2024
- den ganzen Tag bewölkt, trocken
Folge 3 - Stuba- Gang und Licht- Gang
Beim Café Forum am 12. Januar wurde über den Stuba – und Lichtgang gesprochen.
An dieser Stelle soll bei passenden Themen in unregelmäßiger Folge über Brauchtum und Traditionen in Ebhausen berichtet werden – auch im Hinblick auf das Dorfjubiläum 2025.
Ein Dankeschön an Frau Maria Noack, die einige Hinweise gegeben hat.
Wie war das früher in den Wintermonaten?
Wie war das früher in den Wintermonaten – als es noch kein Fernsehen gab (vor 1956), oder noch früher, als es noch kein elektrisches Licht gab (vor 1900)?
Wie haben die Leute von Martini (11. November) bis Maria Lichtmess (2. Februar) die dunklen und kalten Wintermonate verbracht? Die Feldarbeit ruhte, man konnte anderen Beschäftigungen nachgehen oder einfach mal nichts tun.
Stuba- Gang – Treffen bei Nachbarn am Nachmittag
Am Nachmittag trafen sich die Frauen reihum in der Nachbarschaft in den Wohnstuben, um gemeinsam zu stricken oder Socken zu flicken und natürlich – zu schwätzen.
Sicher wurde da so mancher Dorftratsch durchgehechelt, aber das gemütliche Beisammensein und das Gemeinschaftsgefühl standen wohl im Vordergrund.
Es gab auch Kaffee – aber keinen Bohnenkaffee, sondern Ersatzkaffee wie Caro- Kaffee oder Lindes- Kaffee, manchmal auch einen Hefezopf oder zur Weihnachtszeit stand ein Teller „Brödle“ auf dem Tisch. Später sind die Zusammenkünfte wohl „ausgeartet“ - es gab Kuchen und man veranstaltete einen ausgiebigen Kaffeeklatsch.
Licht- Gang- Treffen am Abend
Am Abend – bei Licht – nannte man dieses Treffen Lichtgang. Die Tätigkeiten der Frauen waren wohl dieselben wie beim Stubagang. Am Abend waren auch die Männer dabei. Sie spielten Karten und tranken Most, doch sicher tratschten sie genauso wie die Frauen.
Stand in den früheren Jahren nur ein Äpfelkorb auf dem Tisch, wurde das Angebot mit der Zeit immer üppiger (Maria Noack: Es ist ausgeartet).
Für junge Männer war das auch die Gelegenheit, Kontakte mit jungen Mädchen zu knüpfen. So manche Liebschaft hat wohl beim Lichtgang ihren Anfang genommen.
Folge 4 - Stuba-Gang und Licht-Gang (Schluss)
Die Kirchengemeinde bietet einen alternativen Lichtgang an:
Strickverein im evangelischen Gemeindehaus (Frau Noack)
Im alten evangelischen Gemeindehaus traf sich einmal in der Woche im Winter der Strickverein. Der Pfarrer hat dabei eine Geschichte vorgelesen, oder es gab Berichte, die an ihn gerichtet waren, die er ebenfalls vorgelesen hat. Auch Briefe der Missionare Dengler und Schuler wurden vorgelesen. Zu Beginn des Krieges wurden diese zurückberufen und kamen als Pfarrer und Religionslehrer zum Einsatz. (Weitere Informationen zu den Missionaren siehe Heimatbuch S.151 -153).
Der Fernseher beendete die Tradition des Licht – und Stubagangs
Mit dem Aufkommen des Fernsehens verschwand die Tradition des Stubagangs nach und nach. Unterhaltung war jetzt zu Hause geboten, das Gemeinschaftsgefühl im Dorf ließ nach.
Stuba- Gang heute
Die Tradition des Stuba-Gangs hat der Obst- und Gartenbauverein lange Jahre bis zu seiner Auflösung gepflegt. In manchen Dörfern wird das gemütliche Beisammensein am Nachmittag während der Wintermonate wieder aufgenommen. Teilweise organisieren Kirchengemeinden einen sogenannten „Bürgertreff“ oder es gibt ehrenamtliche Initiativen, um ein Beisammensein während der einsamen Wintermonate möglich zu machen. In Seebach im Achertal bietet der Verkehrsverein sogar ein touristisches Gesamtprogramm zum Stubagang an.
Auch das Rathauscafé von Roswitha Vogel, das von Zeit zu Zeit an bestimmten Sonntagen stattfindet, lädt zum gemütlichen Kaffeeplausch ein. Und der Schwarzwaldverein bietet an bestimmten Nachmittagen ebenfalls Kaffee und Kuchen an, dann darf auch gespielt werden. Die Kirchengemeinde veranstaltet regelmäßig einen Nachmittag der Begegnung. Dies könnte als Fortsetzung des ehemaligen „Strickvereins“ verstanden werden und als Angebot, in Gemeinschaft einen interessanten Nachmittag zu verbringen.
Der Stubagang erlebt seine Fortsetzung, wenn auch in anderer Gestalt.
Folge 5 - Osterbräuche - Die Karwoche
Die Karwoche beginnt am Palmsonntag
Woher kommt der Name Karwoche? Das Wort „Kar“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Trauer“, „Klage“ oder „Kummer“. Sie ist die letzte Fastenwoche vor dem Ostersonntag und beginnt mit dem Palmsonntag.
Was hat der Palmsonntag mit Palmen zu tun?
Der Begriff geht auf die Erzählung in der Bibel zurück, nach der Jesus auf einem Esel nach Jerusalem ritt, um dort das Passahfest zu feiern. Die Menschen jubelten ihm zu und legten in Jerusalem Palmzweige auf den Boden, damit der Esel mit Jesus nicht im Staub laufen musste. Der Palmsonntag erinnert also an diese Palmzweige.
Nun gibt es bei uns keine Palmen, aber in katholischen Gegenden bringen Gläubige meist Zweige von Buchsbäumen in den Palmsonntagsgottesdienst und lassen diese segnen. Diese werden dann zuhause hinter ein Wandkreuz gesteckt.
Wer war nicht schon mal ein Palmesel?
Theologen erklären, dass Jesus den Esel und nicht ein Ross als Transportmittel wählte um sich den Armen gleichzustellen.
In vielen Gegenden wird am Palmsonntag sehr darauf geachtet, wer als letzter aus dem Bett steigt. Der ist dann der Palmesel. Der Zusammenhang mit der biblischen Geschichte ist nicht so leicht nachzuvollziehen.
Was gibt es am Gründonnerstag zu essen?
Der Name Gründonnerstag hat nichts mit der Farbe Grün zu tun, sondern stammt aus dem althochdeutschen „Grunen“ oder „Greinen“ und bedeutet „Weinen“.
An Gründonnerstag gibt es traditionell Maultaschen zum Essen.
So wird erzählt, dass die Zisterzienser im 17. Jahrhundert, während des Dreißigjährigen Krieges zur Fastenzeit ein großes Stück Fleisch erhielten. Um den Eindruck eines fleischlosen Mahles zu erwecken, sollen sie es klein gehackt und mit Kräutern und Spinat gemischt haben. Zur besseren Tarnung sei die Mischung schließlich in einem Nudelteig versteckt worden, der in kleine Portionen geteilt wurde. Der Name Maultasche hätte sich demnach ursprünglich aus der Bezeichnung "Maulbronner Nudeltaschen" abgeleitet. Später wurden sie auch als "Herrgottsb'scheißerle" bezeichnet.
Der Karfreitag – ein Trauertag
Der Karfreitag ist ein stiller Tag, öffentliche Tanzveranstaltungen sind verboten. Noch in den 60ziger Jahren gab es an diesem Tag im Rundfunk nur klassische Musik, keine Schlager. Es war damals noch üblich, am Karfreitag schwarze Kleidung und keinen Schmuck zu tragen. Einkehren in die Wirtschaft war verpönt. Zum Essen gab es keine Wurst, kein Fleisch, häufig Fisch oder auch Maultaschen.
Folge 6 - Osterbräuche (Schluss)
Die Karwoche und Ostern
Zusätzliche Quellen: Getrud Schmidt, Ebhausen und Wöllhausen, Brauchtum, Flur- und Straßennamen; Internet
Karsamstag – oder Ostersamstag?
Die richtige Bezeichnung lautet Karsamstag, denn es ist der letzte Tag der Karwoche und der letzte Tag der Fastenzeit. Doch der Begriff Ostersamstag hat sich eingebürgert.
In der Küche herrschte Hochbetrieb: Die Ostereier mussten gefärbt werden, und zwar in einem Zwiebelschalensud. Anschließend wurden sie mit einer Speckschwarte eingerieben, das gab Glanz auf die Schale. Bunte Eier waren selten, heutzutage werden sie das ganze Jahr über im Supermarkt angeboten.
Osterlämmer und Osterhasen wurden ebenfalls gebacken.
Für die Kinder wurde es Zeit, ihre Osternester zu richten. Bis in die 60ziger Jahre war es nicht üblich, den „Osterhasen“ zu suchen, das wurde erst später Mode. Die Kinder legten selbst ein „Hasengärtle“ an. Es wurde kunstvoll mit Holzspächtele ein Kreis gesteckt und mit Moos ausgepolstert. Jedes Kind hatte nur ein Gärtle für „seinen“ Hasen (Gertrud Schmidt, s.o.).
Die Feier der Osternacht
Die Feier der Osternacht ist in der katholischen Kirche ein eindrucksvolles Erlebnis. In der evangelischen Kirche hat sie sich nicht durchgesetzt, dafür gibt es am frühen Ostermorgen eine Auferstehungsfeier auf dem Friedhof.
Ostersonntag
Am frühen Morgen des Ostersonntags legte dann der Osterhase heimlich seine Gaben in das Nest: Ostereier, Karamellhase und vielleicht auch noch eine Orange.
„Außer den bunt gefärbten Eiern fanden die Kinder auch früher schon meistens noch einen Zuckerhasen – rot oder karamellfarben – oder einen aus Biskuitteig gebackenen Hasen“ (Schmidt s.o.S.7)
Herr Linkenheil in der Steighalde hatte an Ostern einiges zu bieten
„Es gab auch andere Zuckergebilde: Körble, Hahn, Lamm Hase im Auto, Lokomotive. Herr Linkenheil in der Steig, der zur Osterzeit die Zuckergebilde in Metallformen goss, hatte vielerlei Auswahl zu bieten. Schokoladenhasen waren seltener“ (Schmidt s.o.S.7).
Am Nachmittag ging es dann zum „Eierrugeln“ hinaus in die Natur. Bevorzugt war wohl das „Eierloch“, eine tiefe Mulde am Rotfelder Weg, wo heute das DRK- Heim steht, das ehemalige Kleintierzüchterheim (Gertrud Schmidt, s.o. S.7).
Geschenke waren damals an Ostern nicht üblich. Nur die künftigen Abc-Schützen bekamen ihren Schulranzen mit Inhalt. Bis 1966 begann das Schuljahr im April, ab September nach einem Kurzschuljahr dann im Herbst.
Ostermontag
Am Ostermontag wurden die restlichen Eier „gerugelt“. „Eierschmeißen“ war ebenfalls ein beliebter Ostersport. Dabei wurde so mancher Blödsinn gemacht. Die Ostereier hat man nicht nur brav seinem Gegenüber zum Auffangen geschmissen, sondern es gab auch andere Ziele dafür. Hier kann sicher so mancher Opa seinen Enkeln interessante Geschichten erzählen. Häufig war der Ostermontag aber auch schon ein fast normaler Werktag.