Maria Noack berichtet über das Waldhorn
(Dieser Beitrag stammt aus dem Arbeitskreis Heimatbuch aus dem Jahre 2015)
Folge 1 - Gasthaus und Pension Waldhorn
Gasthaus und Pension zum Waldhorn
Das alte Waldhorn (heute steht dort die Metzgerei Braun) hat eine lange Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückgeht. Kronenwirt Christian Kempf wird als erster Waldhornwirt genannt, das Waldhorn ist einige Generationen im Besitz dieser Familie bis es 1852 an Ludwig Keppler von Rotfelden verkauft wird.
Dieser erwirbt mit dem Anwesen neben dem eigentlichen Gasthaus mit Backofen und Branntweinbrennerei auch Scheune, Stallungen und einen neu erbauten Bierkeller gegenüber der Straße (dieser diente im 2. Weltkrieg als Luftschutzkeller). 1855 erwarb er die Ziegelhütte und Ziegelbrunnen mit dem dazugehörigen Areal.
Die erste Poststelle wird eingerichtet
Die erste Posthalterei und Poststelle wurde 1857 im Waldhorn eingerichtet, später als Nebenzimmer umfunktioniert, blieb aber immer im Volksmund als das Poststüble bekannt.
1871 baute Keppler auf der gegenüberliegenden Straßenseite neben dem bereits vorhandenen Bierkeller eine Bierbrauerei (Mälzerei). Der Schlussstein über dem markanten Tor aus Sandstein zeigt die Inschrift L.K.1871 (Ludwig Keppler).
Da seine Ehe kinderlos blieb, übernahm nach seinem Ableben der Sohn seiner Schwester Albert Hummel das Anwesen.
Der Fremdenverkehr hält Einzug in Ebhausen
Albert Hummel heiratete 1894 die Tochter des Ochsenwirts Katharina Seeger aus Rohrdorf. Gemeinsam mit Schultheiß David Dengler bemühte er sich sehr um den Fremdenverkehr. In seinem Wirtschaftsgarten (heute würde man Biergarten sagen) befand sich eine überdachte Sommerhalle. Bei der Geburt eines jeden Kindes (es waren sieben) pflanzte er einen Kastanienbaum. Vier davon stehen heute noch neben dem Gebäude Schlecker. (Anmerkung: Seit einigen Wochen sind es nur noch zwei).
Bereits 1908 warb er im Wanderführer des Schwarzwaldvereins mit einer Anzeige für sein Haus:
Albert Hummel starb 1910 im Alter von nur 42 Jahren. Seine Frau lebte nur ein Jahr länger.
Nun versorgte der Großvater Michael Seeger, Ochsenwirt in Rohrdorf, mit Hilfe einer Wirtschafterin und den beiden ältesten Mädchen das gesamte Anwesen. Für die Verwaltung des Vermögens wurden zwei Pfleger eingesetzt und das Braurecht an die Brauerei Dinkelacker in Stuttgart verkauft.
Folge 2 - Gasthaus und Pension Waldhorn
Albert Hummel, Besitzer des Waldhorns und Förderer des Fremdenverkehrs, starb 1910 im Alter von nur 42 Jahren. Seine Frau lebte nur ein Jahr länger.
Nun versorgte der Großvater Michael Seeger, Ochsenwirt in Rohrdorf mit Hilfe einer Wirtschafterin und den beiden ältesten Mädchen das gesamte Anwesen. Für die Verwaltung des Vermögens wurden zwei Pfleger eingesetzt und das Braurecht an die Brauerei Dinkelacker in Stuttgart verkauft.
Das Waldhorn wird zur ersten Adresse im Umfeld von Ebhausen
Die älteste Tochter Luise Katharine heiratete 1919 den Koch Johannes Jakob Schill. Er hatte seine Kenntnisse der feinen Küche u.a. in Frankreich und Belgien erworben und war zuletzt im Hotel Adlon, damals die erste Adresse in Berlin. Zur ersten Adresse im Umkreis machte er auch das Waldhorn in Ebhausen.
Im Ziegelbrunnen hatte er ein abgeschlossenes Fischbassin, um stets frische Fische auf den Tisch bringen zu können.
Die Brauereigaststätte wird zur Pension erweitert
Er führte die Bemühungen seines verstorbenen Schwiegervaters um den Fremdenverkehr fort. Im Februar 1922 reichte er ein Baugesuch zum Einbau von Fremdenzimmern in der Brauerei auf der gegenüberliegenden Straße ein. Die Pension Waldhorn entstand. Der stattliche Bau an der Bundesstraße steht heute noch. Beide Türen, sowohl die zum Bierkeller (Luftschutzkeller) als auch die zur Pension sind heute noch vom Gehweg aus zu sehen.
Auch er warb 1926 im Wanderführer des Schwarzwaldvereins:
Gasthaus Pension zum Waldhorn
Besitzer H. Schill, Koch. Telefon im Hause.
Direkt am Bahnhof, schöne Fremdenzimmer.
Anerkannt gute Küche, elektrisches Licht.
Die Dorfkinder standen oft mit staunenden Augen auf der Rampe neben dem Wirtshausgarten, wenn die Kurgäste ihr Eis mit Obstsalat zu sich nahmen.
Aus gesundheitlichen Gründen verkaufte Hans Schill 1960 das Waldhorn und siedelte in die Pension über. Die Brauerei Dinkelacker übernahm das Waldhorn und verpachtetes es bis zum Abbruch um 1968. Heute steht auf einem Teil des Geländes die Metzgerei Braun.
Die dazugehörige nicht unbeträchtliche Landwirtschaft wurde bis nach dem 2. Weltkrieg von einem Knecht und Tagelöhnern versorgt.
Nach einem arbeitsreichen Leben starb der letzte Waldhornwirt Hans Schill 1966 im Alter von 82 Jahren (nach Informationen von Berta Schill und Herr Renz).
Ein neues Waldhorn wird gebaut
Otto Stoll, Gastwirt und Metzger mit eigener Schlachterei baute ab 1976 auf dem alten Bahnhofsgelände das neue Waldhorn. Er wirbt mit Fremdenzimmer, Kegelbahn und gut bürgerlicher Küche. Eröffnung war im November 1977. (Nach Informationen von O. Stoll).
Anmerkung:
Dieses Gebäude steht seit einigen Jahren nicht mehr. Die wechselvolle Geschichte des Waldhorns hat damit ein Ende gefunden.
Hinweis: Im Rahmen des Projektes "Historisches Ebhausen" gibt es auch eine Info-Seite inkl. 360° Tour von der Pension Waldhorn