„Landauf - Landab" bekannter Bahnhof in Ebhausen
Bericht von Hans- Peter Ufer, einem gebürtigen Ebhauser, der sich sehr intensiv mit der Geschichte des "Altensteigerles" befasst.

Wie alles begann
Durch seine Majestät des Königs wurde am 22.12.1891 angeordnet, dass die schmalspurige Eisenbahn von Nagold nach Altensteig mit den Stationen Nagold Bahnhof, Nagold Stadt, Rohrdorf, Ebhausen, Berneck und Altensteig für den Personen- und Güterverkehr am Dienstag den 29.12.1891 eröffnet wird.
Der Betrieb dieser Bahn war dem Bezirk der Betriebsinspektion Calw zugeteilt und fand nach den Bestimmungen der Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung statt.
Der Fahrplan wird durch Anschlag an den Stationen bekannt gemacht.

Der Zug fährt - aber es gibt keine Wartehalle in Ebhausen
Doch wer mit der Bahn fuhr, stellte alsbald dann fest, dass es auf fast allen Stationen eine Wartehalle oder einen Bahnhof gab, außer am Haltepunkt Nagold Stadt und in Ebhausen.
Dass es in Nagold Stadt am Anfang keine Wartehalle gab ist einleuchtend, da es sich am Anfang nur um eine Haltestelle für Besucher des Krankenhauses handelte. Da aber die Personenbeförderung von dieser Haltestelle sehr groß wurde und die Reisenden nach Nagold die Nähe zur Stadt als angenehmer empfanden, wurde der Gedanke des Erbauens einer Wartehalle schon für das Jahr 1891 in Betracht gezogen.

In Ebhausen wird gespart
In Ebhausen war die Sachlage anders. Denn hier hatten sich die Räte dazu entschlossen, den Zuschuss zur Erbauung des Bahnhofs nicht zu erbringen. Sie waren sich einig, dass die Eisenbahnverwaltung zur Erstellung eines solchen Gebäudes verpflichtet ist und beteiligten sich nicht an den Kosten. Ob Ebhausen zu diesem Zeitpunkt das nötige Kleingeld für den Zuschuss für das Bahnhofgebäude gehabt hätte, ist nicht bekannt.
So kam es, dass bei der Eröffnung in dem Pfarrdorf Rohrdorf, welches 400 Einwohner weniger als Ebhausen zählte, ein wunderbarer Bahnhof bestaunt werden konnte und in Ebhausen kein Bahnhof vorzufinden war.

Ein Güterwagen dient als Warthalle
Die Räte von Ebhausen hatten sich verkalkuliert, denn ein Bahnhofsgebäude musste die Eisenbahnverwaltung nicht bauen. So stand bei der Eröffnung der Bahn in Ebhausen kein Bahnhof, sondern ein von Rädern befreiter Güterwagen für das Unterbringen der Güter zur Verfügung, an dem ein Zettel angebracht war, auf dem zu lesen war:
„Ich bin ein Provisorium,
Schuldlos verachtet um und um;
Doch wenn der Winter ist herum,
Erbarm Dich, Ministerium,
Und wandle mich zum Bahnhof um.“

Im Gasthaus Waldhorn war der Fahrkarten Verkauf
Für die Abgabe von Fahrkarten und Annahme von Versandgegenständen hatte sich die Eisenbahnverwaltung ein Zimmer im Gasthaus Waldhorn gemietet. Dass für die Reisenden der Gastraum der Waldhornwirtschaft als Wartesaal diente, wussten Fremde nicht. Unter freiem Himmel auf die Züge zu warten war nicht jedermanns Geschmack, zumal bei ungünstiger Witterung.
Doch nicht genug des Guten, so wurde das „Provisorium in Ebhausen " landauf landab bekannt und sorgte oft genug für Spott bei Reisenden in den Städten und Gemeinden.

Die Bodenwaage war wichtiger als eine Wartehalle
Im Jahre 1891 wurde in Ebhausen gebaut, doch kein Bahnhofsgebäude für die Passanten und für die Abwicklungen des Bahnverkehrs, sondern eine Bodenwaage zum Wiegen von Güterwagen, da der Güterverkehr mit Material sehr zugenommen hatte.

Einen eigenen Bahnhof bekam Ebhausen erst vier Jahre später
Einen eigenen Bahnhof bekam Ebhausen im Jahre 1895. Dieser wurde auch gebührend eingeweiht.
Der frühere provisorische Bahnhof, ein alter, ausrangierter Güterwagen, der als „Ebhauser Provisorium" weit hinaus über das Schwabenland eine eisenbahngeschichtliche Berühmtheit erlangte, ist 1896 nach einjährigem Ruhestand nach der Erbauung des Bahnhofgebäudes) von Ebhausen weiterbefördert worden. Er wurde zur Zabergäubahn gebracht und nahm dort eine ähnliche Bestimmung, wie seinerzeit in Ebhausen, ein.

Quelle: Forum Ebhausen